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Pädagogik und Bildung

Das Schulinternat, die interne Sonderschule/die Tagessonderschule, das Sekretariat, der Handwerks- und Hauswirtschaftsbereich arbeiten zusammen und unterstützen und ergänzen sich gegenseitig bei der Umsetzung der Konzepte.

Zielgruppe

Für wen sind wir da?
Für Kinder und Jugendliche, die einen ausgewiesenen Sonderschulbedarf Typus A benötigen. Unsere Institution ist während 365 Tagen und Nächten im Jahr geöffnet. An den Wochenenden und während der Ferien bestehen durchgehend Betreuungsangebote für das vollstationäre Wohnen.

Schulinternat ab 4 Jahren bis Vollendung 20. Altersjahr

Die persönliche und/oder familiäre Situation der Kinder und Jugendlichen erfordert eine Fremdplatzierung mit sozialpädagogischer Betreuung. Die Platzierung erfolgt entweder:

  • durch die Schulpflege i.d.R. unter Beizug der Jugendfürsorge gemäss § 25 Abs. 5 und § 26 Abs. 4 Verordnung über die sonderpädagogischen Massnahmen (VSM)
  • durch die Kindesschutzbehörde nach Artikel 310 ff. ZGB oder
  • durch den Entscheid der Sorgeberechtigten zu einer langfristigen Platzierung, sofern ein Fachgutachten die stationäre Einweisung aufgrund einer familiären und sozialen Indikation empfiehlt und eine in der Jugendhilfe tätige Behörde zustimmt.

Therapeutische Wohnschulgruppe (TWSG) ab 4 Jahren bis 16 Jahren
Die TWSG ist eine Wohngruppe mit integriertem Schulangebot und intensiver Zusammenarbeit mit psychiatrischen und psychologischen Fachpersonen für Kinder und Jugendliche mit manifestierter, akuter psychiatrischer Erkrankung und Sonderschulbedarf Typus A. Nach stationärem Aufenthalt in einer psychiatrischen Institution ist eine Rückkehr in das vorherige Setting noch nicht möglich. Die Zuweisung erfolgt über die Psychiatrie Brüschhalde.

Tagessonderschule ab Schuleintritt (Primarstufe) bis Vollendung 20. Lebensjahr
Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Lernschwierigkeiten eine individuelle Förderung im Rahmen einer Tagessonderschule (Typus A) benötigen. Sie sind oft entmutigt, zeigen ein verzögertes Lerntempo und Teilleistungsschwäche (Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche). Ihre Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Konzentrationsfähigkeit kann erschwert sein. Oft kommt eine verzögerte oder ungünstige Persönlichkeitsentwicklung dazu, die sich in Kontakt- und Beziehungsstörungen, Ängsten, depressiven Verstimmungen, Aggressionen, motorischer Unruhe, Leistungsverweigerung oder in psychosomatischen Reaktionen zeigt. Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) oder mit einer psychischen Krankheit können aufgenommen werden, wenn die Beschulung in einer Kleingruppe möglich ist.

Notfallgruppe
Die Notfallgruppe bietet fünf Plätze für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und sechzehn Jahren an. Bei Geschwistern ist eine Ausnahme bezüglich Platzzahl möglich. Die Mindestaufenthaltsdauer beträgt einen Monat. In der Regel dauert der Aufenthalt nicht länger als sechs Monate. Das Angebot basiert auf den Grundwerten der Stiftung Buechweid und deren pädagogischen Methoden.

Die Kinder und Jugendlichen bleiben in der Regel nicht länger als sechs Monate auf dieser Gruppe. Im Vordergrund stehen Schutz und Sicherheit des Kindes. Die Verantwortlichen der Notfallgruppe suchen die aktive Zusammenarbeit mit allen beteiligten Personen (Sorgeberechtigte und zuweisende Stellen, Behörden und Fachinstitutionen), um die Situation des anvertrauten Kindes/Jugendlichen zu klären und gemeinsam eine angemessene Nachfolgelösung zu erarbeiten.

Entwicklungs- und Förderziele

Unsere Sozial- und Heilpädagogen erarbeiten mit den Kindern und Jugendlichen «massgeschneiderte» soziale und schulische Ziele. Dazu stimmen wir uns mit den Eltern und zuweisenden Stellen ab. Wir arbeiten unter anderem an folgenden Schwerpunkten.

Persönlichkeitsbildung

Eigeninitiative, Erlebnisfähigkeit, Eigenständigkeit, Eigenverantwortung, Selbstachtung, Selbsteinschätzung, Akzeptanz von Grenzen, Förderung der persönlichen Stärken, sinnvolles Freizeitverhalten.

Kontaktfähigkeit

Beziehungsfähigkeit, Gemeinschaftsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, die eigene Meinung vertreten können, sich einfühlen und abgrenzen können, Umgang mit dem anderen Geschlecht, Toleranz und Achtung gegenüber allen Kulturen, adäquates Verhalten in der Gesellschaft.

Lerntechniken

Solide Schulbildung und Arbeitshaltung, Informationsbeschaffung (Medien, Informatik, Auskunftsdienste), Einsatz von Hilfsmitteln, Umsetzung des Gelernten in Alltag und Ausbildung.

Lebenspraktische Fertigkeiten

Praktische Handlungsfähigkeit im Alltag, Entwickeln und Umsetzen von einfachen Handlungsstrategien, Orientierungsvermögen (Raum, Zeit).

Methodische Ansätze

Es wird handlungsleitend mit drei pädagogischen Methoden, «Neue Autorität», «Traumapädagogik» und «Marte Meo Methode», gearbeitet, die aufeinander abgestimmt sind und auf den neusten fachlichen Erkenntnissen basieren. Die Methodenwahl erfolgt immer situativ, bedarfs- und situationsbezogen. Die Methode der Traumapädagogik und der Neuen Autorität ergänzen sich in ihren Grundhaltungen und helfen den Betroffenen wie auch dem System, einen förderlichen Umgang mit den daraus entstandenen Folgestörungen zu erlangen.

Neue Autorität

Dieser systemische Ansatz mit verhaltenstherapeutischen Grundlagen basierend auf der Beziehungsarbeit zielt darauf hin, den Kindern und Jugendlichen die Präsenz von Erwachsenen aus verschiedenen Lebensbereichen erlebbar zu machen. Alle Beteiligten arbeiten gemeinsam daran, Grenzziehungen unter Verzicht auf traditionelle Sanktionen und Strafen zu ermöglichen. Dazu sollen den Kindern und Jugendlichen gezielt Entwicklungsanstösse in schwierigen Situationen vermittelt werden. Es werden Unterstützungsnetzwerke, bestehend aus z.B. Sorgeberechtigten, Familienangehörigen, Lehrpersonen oder Behördenmitgliedern aufgebaut, um gemeinsam Verhaltensveränderungen bei Kindern und Jugendlichen zu bewirken und zu unterstützen. An sogenannten Schülerversammlungen in Anwesenheit aller Kinder und Jugendlichen, Lehrpersonen und Vertretungen der Wohngruppen wird Transparenz über Fehlverhalten geschaffen, ohne die Kinder und Jugendlichen an den Pranger zu stellen. Hier werden auch Erfolge in Veränderungsprozessen wertschätzend erwähnt und verstärkt. Mit pädagogischen Interventionen wie der Wiedergutmachung und Gesten der Versöhnung wird grenzverletzendem Verhalten begegnet.

Gewalterlebnisse sind immer Auslöser von Traumata. Die Neue Autorität gibt dem Kind durch gewaltlosen Widerstand Sicherheit. Re-Traumatisierungen können dadurch vermieden werden. Ein Trauma ist kein individuelles Problem, sondern das Beziehungssystem ist immer mitbetroffen. Die Verhaltensweisen von traumatisierten Kindern und Jugendlichen treffen auf sein direktes Umfeld. Mit Hilfe der Methode der Neuen Autorität wird ein soziales Unterstützungsnetz aufgebaut, die wachsame Sorge wird intensiviert und dem Kind und Jugendlichen wird eine neue Form von Sicherheit vermittelt. Die wichtigste Aufgabe des Unterstützernetzwerks bei traumatisierten Kindern ist es, deren Selbstermächtigung, Resilienz und Psychoedukation zu fördern. Dies ermöglicht eine wirksame Grenzziehung (z.B. bei Gewaltanwendungen) durch Präsenz.

Traumapädagogik

Die Stiftung Buechweid arbeitet zudem mit dem Ansatz der Traumapädagogik. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen mit einer wertschätzenden und verständnisvollen Haltung, die Annahme eines «guten Grundes» für die gegenwärtige Situation und das Konzept eines «sicheren Ortes» hier in der Institution zu vermitteln. Dies geschieht durch Schaffung von Klarheit und Berechenbarkeit von Handlungen, Transparenz, Schutz, Verlässlichkeit und Ritualisierungen. Die Traumapädagogik fokussiert die Ressourcen und die Resilienz der Kinder und Jugendlichen. Um eine solche Haltung aufzubauen, benötigt es von den Mitarbeitenden das Wissen um die Folgen von Traumatisierung und biographischer Belastung.

Die Grundhaltung der Traumapädagogik ist ein Grundstein, um gewisse Methoden der Neuen Autorität so anzuwenden, dass Kinder oder Jugendliche davon profitieren und gestärkt werden (z.B. durch Offenlegung von herausforderndem Verhalten, Versöhnungs- und Wiedergutmachungen).

Methode Marte Meo

Die Methode Marte Meo geht von der Annahme aus, dass jeder Mensch Verhaltensweisen zeigt, die es ihm ermöglichen, mit seiner Umwelt erfolgreich in Kontakt zu treten und selbstwirksam zu handeln – selbst in schwierigsten Situationen. Die Methode Marte Meo unterstützt das Erkennen der Ressourcen sowohl der Kinder und Jugendlichen und Mitarbeitenden. Sie fördert die Resilienz, die Selbstwirksamkeit. Das System erhält Anstösse, wie die Selbstheilungskräfte aktiviert werden können (Schaffung von förderlichem Klima).

Nach diesen Ressourcen und Gelegenheiten zu positiven Entwicklungen wird in gefilmten Alltagssituationen der Kinder und Jugendlichen gesucht. Im Gespräch über ausgewählte Szenen, im sogenannten Review, erleben die begleiteten Personen die Stärken und erhalten Impulse für die Selbstreflexion, die Weiterarbeit und Interventionen. Der Marte Meo Ansatz wird auch im Elterncoaching verwendet. Der Umgang mit Filmaufnahmen ist für die gesamte Institution im Betriebshandbuch geregelt.